
Kommerzienrat Dr. iur. h.c. Hermann Röchling
1935:
Das Saarland stimmt für den Anschluss an das Deutsche reich. Röchling übernimmt einige Unternehmen in Mitteldeutschland.
Noch 1935 trat Röchling in die NSDAP ein. (Ernst Klee: Das Personenlexikon im Dritten Reich. 2003, S. 502.) Seine Mitgliedsnummer lautet 6 934 529.

Nach seinem Eintritt in die NSDAP tritt Röchling dem Rüstungsbeirat des Reichswehrministeriums bei. Dort fungiert er als Aufsichtsratsmitglied in zahlreichen Firmen der Montanindustrie. Wenig später wird er zum Wehrwirtschaftsführer und zum Leiter der „Bezirksgruppe Südwest der Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie“ ernannt. Er ist Mitglied des „Freundeskreis des Reichsführers SS“.
Am 4. Dezember besucht Reichsminister Joseph Goebbels die Völklinger Hütte. Bei dieser Gelegenheit betonte er bei seiner Begrüßung die Verbundenheit der Geschäftsleitung und der Mitarbeiter mit der NSDAP. (LXXXVII. S.19)
1936:
Hermann Röchling schreibt für Hitler mehrere Denkschriften, unter Anderem auch am 17. August 1936 unter dem Titel „Gedanken über die Vorbereitung zum Kriege und seine Durchführung“ in der er Hitler zum Krieg gegen die Sowjetunion aufforderte, um das Weltjudentum entscheidend zu bekämpfen. Er schrieb:
„Immer drohender wird die Kriegsgefahr für das deutsche Volk. Im Osten steht Russland mit seiner kommunistischen Staatsauffassung und der Gottlosenlehre im schärfsten Gegensatz zum nationalsozialistischen Deutschland, das ihm den Weg zur Weltrevolution versperrt. Deutschland hat mit seinem Antisemitismus dem in Russland absolut herrschenden Judentum und dem Judentum der Welt, dem einflussreichsten Vorkämpfer des Bolschewismus, den schärfsten Kampf angesagt. […] Es ist nicht zu sehen, worin die Möglichkeit bestehen sollte, den Entscheidungskampf zwischen Bolschewismus und Nationalsozialismus zu vermeiden“
(Zit. n. Dietrich Eichholtz, Wolfgang Schumann u. a. (Hrsg.): Anatomie des Krieges. Berlin 1969, S. 142 f.)

1939:
Seit Kriegsbeginn ist Röchling von Gauleiter Josef Bürckel mit der “Sicherung der heimischen Stahlindustrie“ beauftragt. (Quelle: http://www.hermann-roechling.de/fakten/lebenslauf-hermann-rochling/)
Hermann Röchling fordert von Hitler Zwangsarbeiter aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten im Osten. (LXXXVII. S. 13)

Während des 2. Weltkrieges werden zehntausende Kriegsgefangene aus Osteuropa mit den so genannten Röchling-Transporten ins Saarland gebracht, um die an der Front eingesetzten Arbeiter in Gruben und Stahlwerken zu ersetzen. Die Bezeichnung „Röchling-Transporte“ oder auch „Röchling-Aktionen“ beschreiben nicht nur die Verschleppung ins Saarland, sondern für alle Transporte in deutsche Schwerindustrie.
Um die neuen Arbeiter in der saarländischen Industrie unter Leistungsdruck zu setzen, lässt Hermann Röchling in Köllerbach (nicht fern von Völklingen) ein Straflager für »widerspenstige Fremdarbeiter« errichten. Hier wurden zahlreiche widerwillige Arbeiter misshandelt, selbst der Tod vieler Sklaven wurde in Kauf genommen. (Quelle: franz-albert.de)
Andere Quellen besagen allerdings wörtlich:
„Ob die direkte Initiative zur Gründung des AEL Etzenhofen von den Röchlingwerken selbst oder aber von der Gestapo bzw. Gauleiter Joseph Bürckel ausging, ist bis heute nicht endgültig geklärt, die Zeugenaussagen beim Röchling-Prozeß 1948 in Rastatt (siehe unten) gehen hier auseinander. Entscheidend ist jedoch, daß die Interessen des Unternehmens im Hinblick auf Arbeitslager und Schnellgericht mit denen der staatlichen Stellen konvergierten: Waren vormals Zwangsarbeiter nach Verhaftung durch die Gestapo oft nicht mehr zu Röchling zurückgekehrt, so konnte das Unternehmen jetzt nicht nur nach Ablauf der Haft, sondern auch während der Inhaftierung im AEL weiter über ihre Arbeitskraft verfügen. Umgekehrt garantierte das Schnellgericht eine rasche und abschreckende Bestrafung im Sinne der Gestapo, deren Vertreter zudem bei Verhandlungen gegen Ausländer den Vorsitz führte. Das AEL Etzenhofen stellte neue Internierungskapazitäten bereit und unterstand zumindest formal der Gestapo. Die Lagerleitung übernahm jedoch der Leiter des Röchling’schen Werkschutzes, Obersturmbannführer Erich Rassner. Eine zunehmende institutionelle Verzahnung staatlicher und betrieblicher Repression wird hier deutlich. (http://www.memotransfront.uni-saarland.de/etzenhofen.shtml) “
Die Einweisung nach Etzenhofen stellte im betrieblichen Alltag fortan die größte Strafandrohung für Zwangsarbeiter dar und wurde schon bei geringen „Vergehen“ ausgesprochen. So wurde ein Lothringer polnischer Herkunft wegen „Bummelei“ und „Handels mit Brotmarken“ ebenso zu 56 Tagen Arbeitserziehungslager verurteilt wie eine Ostarbeiterin, weil sie ein paar weiße Handschuhe gegen Brotmarken getauscht hatte.