
Kommerzienrat Dr. iur. h.c. Hermann Röchling
1947:
Im Mai 1947 wird Hermann Röchling an Frankreich ausgeliefert und in Haft genommen.

1948:
Die Anklage vor einem internationalen Militärgerichtshof in Rastatt lautet auf industrielle Ausbeutung der besetzten Gebiete, Erhöhung des Kriegspotentials des Deutschen Reichs und Einfluss auf die Verschleppung von Personen zur Zwangsarbeit. Er wird wegen »Verbrechen gegen die Menschlichkeit« zu 10 Jahren Zuchthaus verurteilt, obwohl über 1500 Entlastungsdokumente aus verschiedenen Kreisen und Ständen dem Gericht vorliegen. Während der Verhandlungen bereut er nichts.
„Mag mich die brennende Liebe zu meinem Vaterlande hier und da zu weit geführt haben, ehrlise oder gar gewinnsüchtige Absichten, die mir die Staatsanwaltschaft unterstellt, habe ich weiß Gott nicht gehabt. Die Sorge um mein Vaterland hat mir immer höher gestanden als meine persönliche Sorgen.“ (Hermann Röchling vor dem Tribunal Supérieur in Rastatt, Zitat lt. LXXXVII. S.17)
Zudem Uteil gehören auch Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte und Beschlagnahmung des gesamten Privatvermögens.
111 Pensionäre der Völklinger Eisenwerke möchten in der Folge für »ihren« Papa Röchling die Strafe nacheinander absitzen, auch von Seiten der saarländischen Regierung setzt man sich für die Freilassung ein.
1949:
Ein Berufungsgericht verschäft das ursprünglich mildere Urteil. Im „Urteil vom 25. Januar 1949 in Sachen Hermann Röchling und Genossen wegen Verbrechen gegen den Frieden, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit auf die Berufung gegen das Urteil vom 30. Juni 1948“ wird Röchling zu zehn Jahren Haft verurteilt, die er teilweise in sogenannter Ehrenhaft im Freiburger Diakonissenheim in Freiburg bis zu seiner Entlassung verbrachte.
(Quelle: ,Landesarchiv Baden-Württemberg, Staatsarchiv Freiburg, T1 NL Drischel Nr. 41)
1951:
Hermann Röchling wird am 18. August 1951 auf Befürwortung des französischen Hochkommissars François Poncet Hermann und Ernst Röchling vorzeitig aus der Haft mit der Auflage entlassen, das Saarland nie mehr zu betreten. Die Völklinger Hütte steht zu dieser Zeit unter französischer Zwangsverwaltung.
Hermann Röchling zieht sich nach Heidelberg zurück.
1953:
Hermann Röchling wird der „Siemens-Ring“ verliehen. (I. S.471)
1955:
24. August 1955 in Mannheim: Hermann Röchling stirbt, ohne jemals wieder in seine Heimat zurückgekehrt zu sein.
Folgende Anekdoten über Hermann Röchling und die Hütte sind uns bekannt, zeitlich allerdings nicht zuzuordnen:
Der Kran
Bei einem Morgenrundgang im Hüttenwerk wrude der Kommerzienrat von einem Vorarbeiter angesprochen: „Herr Kommerzienrat, mir bräuchte dringend e neier Kran!“ – Er erhielt die verblüffende Antwort: „Mein Lieber, den hat mein Vater schon alt gekauft, der tut es noch eine Weile!“
Telefonat
Kommerzienrat Röchling hatte gerade den gewohnen Rundgang durch das Hüttenwerk beendet und befand sich auf dem Weg zu seinem Büro. Am Eingang zum Torhaus 2 blieb er stehen und schaute sich das „schwarze Brett“ an. Das danebenliegende Fenster des Torwächters stand offen. Da schrillte das Telefon und aus der Hörmuschel konnte selbst Kommerzienrat Röchling deutlich hören: „Hannes, pass uff, de Alde is unnerwegs unn wird gleich vorbei kumme!“ – Daraufhin steckte Röchling seinen Kopf durchs Fenster und sagte: „Saa dem Anrufer der Alde is schon do!“.
Mir Reiche Leut
Kommerzienrat Röchling war zu Gast in einer Metzgerei-Gastwirtschaft in der Pfalz. Man unterhielt sich über die neusten Ereignisse und dass irgendwo ein Streik zu erwarten sei. Da mischte sich der Wirt in das Gespräch und tat den klassischen Ausspruch: „Gelle Herr Röchling, Du hascht Geld und ich hann Geld. Mir reiche Leit müsse zusammenhalle!“
Gutes Erzeugnis
Hermann Röchling war mit Herrn W. zu einer Veranstaltung in den Warndt unterwegs. Die Straßen befanden sich zu der damaligen Zeit noch in einem äußerst schlechten Zustand. Als sie mit dem Personenwagen durch die holprige Straße in Ludweiler fuhren stieß sein Begleiter mit dem Kopf an den Deckenrahmen des Wagens und zog sich eine Verletzung zu. Röchling: „Na, da können Sie mal sehen, wie gut unsere Autofedern sind!“
Wunsch
Hermann Röchling gratulierte bei einer Jubilarfeier einem Schlosser der auf eine 50-jährige Berufszeit bei der Firma zurückblicken konnte. Als er den Jubilar fragte, ob er denn einen Wunsch hätte bemerkte dieser: „Ach, Herr Kommerzienrat, dirft ich jetzt ach mol die Hitt besichdiche?“
Nach Hermann Röchlings Tod: Umbenennung eines Stadtteils – Ehre, wem Ehre nicht gebührt(?)

1956:
Die „Bouser Höhe“ wird in „Hermann-Röchling-Höhe“ umbenannt.
1986/87:
Politiker der Partei „die Grünen“ unternehmen erste Umbenennungsversuche der damaligen Hermann-Röchling-Höhe. (LXXXVII. S. 23)
2000:
Ein ARD-Magazin macht darauf aufmerksam, dass Herrmann Röchling als verurteilter Kriegsverbrecher ein ganzer Stadtteil gewidmet und er dazu bis zu diesem Zeitpunkt Ehrenbürger der Stadt Völklingen ist. In der Folge wurde die Kritik an der Namensgebung des Stadtteils lauter.
2010:
2010 gründet sich die „Bürgerinitiative gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit“ auf der Hermann-Röchling-Höhe, sie tritt für die Rückbenennung des Stadtteils in „Bouser Höhe“ ein, was wiederum woanders auf Kritik stößt.
2013:
Am 31. Januar benennt der Völklinger Stadtrat die Hermann-Röchling-Höhe in Röchlinghöhe um.
Auch diese Entscheidung stößt auf Kritik: Es reiche nicht, den Vornamen Hermann zu streichen, denn dadurch würde der „Röchlingclan in seiner Gesamtheit“ (LXXXVII. S. 77) geehrt. Absurderweise huldige man damit zwei weitere Nazi-Verbrecher: Ernst und Robert Röchling.
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