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Röchlinghöhe - Siedlung der Hüttenarbeiter : Völklingen im Wandel

Röchlinghöhe – Siedlung der Hüttenarbeiter

Die Röchlinghöhe aus der Luft, damals hieß sie wohl bereits Hermann-Röchling-Höhe
Die Röchlinghöhe aus der Luft, damals hieß sie wohl bereits Hermann-Röchling-Höhe

Die Röchlinghöhe, der nach Fenne zweitkleinste Stadtteil Völklingens, entstand Ende der dreißiger Jahre als Stammarbeitersiedlung der Völklinger Hütte. Den ursprünglichen Namen „Bouser Höhe“ hat der Ort im Volksmund bis heute beibehalten. Ausschlaggebend für die Gründung der neuen Siedlung war der Gedanke, die Stammarbeiter der Völklinger Hütte über den Eigenheimbau enger an das Unternehmen zu binden.

Die Allgemeine Baugenossenschaft Völklingen 1904 übernahm die Trägerschaft des Bauvorhabens. Während die Stadt Völklingen das Baugelände preisgünstig abgab, griffen die Röchlingwerke den Neuansiedlern durch kostenlose Lieferung von Straßen Baumaterial und verbilligte Abgabe von Baumaterialien kräftig unter die Arme, banden damit allerdings auch die Arbeiter an ihr Werk. Die Finanzierung erfolgte durch die Arbeiter-Pensionskasse der Hütte sowie durch Reichsmittel der Deutschen Bau- und Bodenklasse und der GEHAG in Berlin. Zusätzlich gewährte die Hütte jedem Arbeiter ein zinsloses Darlehen in Höhe von 750 Mark. Je nach Haustyp mussten die Interessenten zwischen 5.100 RM und 5.900 RM aufbringen, wobei nicht nur die reinen Baukosten, sondern auch das 1.000 qm große Grundstück im Preis mit einbegriffen waren. Die Anwärter auf eine Siedlerstelle hatten sich verpflichtet, einen Großteil der Arbeiten durch Selbsthilfe und Gemeinschaftsarbeiten durchzuführen. Die Bedingungen für den Erwerb eines Eigenheimes waren so attraktiv, dass sich für die geplanten 128 Häuser des ersten Bauabschnittes sehr schnell Interessenten fanden.

Sie werden auf dieser Seite bis zum 31.01.2013 von der Bouser Höhe, aber auch von der Hermann-Röchling-Höhe lesen. Warum der Stadtteil nun Röchlinghöhe heißt lesen Sie unter 31.01.2013 weiter unten.

1937:
Am 20.April erfolgte der erste Spatenstich für die Stammarbeitersiedlung auf der Bouser-Höhe.

1939:
Alle Siedlerhäuser des ersten Bauabschnittes waren fertiggestellt und bezogen.
Nach Kriegsausbruch wurde am 3. September der Bereich Völklingen geräumt und nach Mitteldeutschland evakuiert.

1940:
Eine Baracke wurde als Grundschule eingerichtet, die älteren Schüler müssen bis heute nach Völklingen zur Schule gehen.

1942:
Der sogenannte U-block an der Trierer Straße wurde gebaut. Ursprünglich als Heim für die „Hitler-Jugend“ vorgesehen, wurde das Großbauprojekt schon vor Kriegsende als Gebäude für „Volkswohnungen“ umfunktioniert. Der U-Block bot 20 Familien in 10 Zweifamilienhäusern Wohnraum. Er umschloss früher das Wahrzeichen des Ortes, die „Dicke Eiche“, die vor einigen Jahren einem Blitzstrahl zum Opfer fiel und durch zwei Buchen ersetzt wurde. Ein Denkmal erinnert heute an den Begründer der Siedlung, Dr. Hermann Röchling.

Trotz der Kriegswirren entstanden bis Mitte 1944 weitere Eigenheime auf der Bouser Höhe, so 17 Zweifamilienhäuser an der Trierer Straße und 6 Häuser an der Mettlacher Straße. Insgesamt belief sich das Bauvolumen während der Kriegszeit auf 33 Neubauten mit 66 Wohnungen.

12.11.1942 – Röchling wird 70 (Hinweis von Herrn Paul Ganster – Vielen Dank!):
Aus der „Bußer Höhe“ wird die „Hermann-Röchling-Siedlung“
„Ich weiß, wie Sie sich, Herr Kommerzienrat, so sehr um das Siedlungsvorhaben bemüht haben und ich weiß auch, daß Sie heute noch, so oft es Ihnen die Zeit erleubt, sich persönlich um den Weiterbau kümmern und immer wieder mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gerne habe ich daher die Anregung der Allgemeinen Baugenossenschaft 1904 aufgenommen, in Würdigung Ihrer großen Verdienste um das Siedlungswesen, die Siedlung auf der Bußer Höhe Hermann- Röchling-Siedlung zu nennen.“
Dies erklärte der stellvertratende Bürgermeister Völklingens, NSDSP-Kreisleiter Graf, anläßlich der Feier zum 70. Geburtstag Hermann Röchlings in der Wartburg in Saarbrücken.

1944:
Das Vorrücken der Amerikaner bedeutete für die Bevölkerung die zweite Evakuierung. Anfang Dezember mußten die Bewohner der Bouser Höhe ihre neue Heimat überstürzt verlassen und sich im Inneren Deutschlands eine vorläufige Unterkunft suchen.

1945:
Nach der Rückkehr aus der Evakuierung hatten die Bewohner der Bouser Höhe eine traurige Bilanz zu ziehen: Zwölf Siedlerhäuser waren völlig zerstört, und andere Häuser durch Bomben bzw. Granatsplitter beschädigt worden. In Selbsthilfe und unter Mithilfe der Baugenossenschaft 04 begannen die mühevollen Instandsetzungsarbeiten. Auf Initiative des Vikars von St. Michael, Karl Thiel, und mit Unterstützung der Völklinger Hütte wurde eine ehemalige hölzerne Essbaracke erstanden und bis 1947 zu einer katholischen Notkirche mit einem Glockenturm umgestaltet. Sie stand am Eingang der Siedlung auf dem Gelände der heutigen Bungalows und wurden am Christkönigsfest 1947 dem Heiligen Konrad geweiht. Auch die evangelischen Christen erhielten in den Jahren 1945/46 in einer ehemaligen Militärbaracke einen Mittelpunkt für ihr Gemeindeleben.

1947:
Die bisher als Notschule benutzte Baracke wurde so baufällig, dass sie geträumt werden musste. Daher wurden im Wohnhaus Trierer Straße 20 zwei Schulsäle eingerichtet.

1948:
Einrichtung einer Postomnibuslinie zwischen dem Bahnhof Völklingen und der Posthilfsstelle Bouser Höhe.

1950:
Die Bouser Höhe zählte 937 Einwohner. Beginn des Schulneubaus. Am 1. Oktober 1951 konnten die unteren fünf Räume bezogen werden, am 1. Februar 1953 wurde die Schule eingeweiht.

1952:
Das Hofgut Petershof wurde im Jahr 1952 nach modernsten Gesichtspunkten hinter der Bouser Höhe errichtet, nachdem der früher am Marktplatz Völklingen gelegene Gutshof der Hütte abgebrannt war.

1953:
Am 16. November Grundsteinlegung zur katholischen Pfarrkirche St. Konrad. Zwei Jahre später, am 21. November 1955, konnte die neue Kirche eingeweiht werden. Vom April 1950 bis zum 1. März 1964 war „St. Konrad“ Filiale der Pfarrkirche St. Michael in Völklingen.

1955:
Die Bevölkerungszahl lag bei 1642 Bewohnern.

1956:
Nach einem Stadtratsbeschluss vom 13. August erfolgt am 26. August die Umbenennung der „Bouser Höhe“ in „Hermann-Röchling-Höhe“. Damit wurde das Engagement von Kommerzienrat Dr. Hermann Röchling bei der Gründung der Stammarbeitersiedlung gewürdigt. (Weitere Informationen zum Thema finden Sie an dieser Stelle)

Ansichtskarte von 1956
Ansichtskarte von 1956

1960:
Mit 1.993 Einwohnern erreichte der Stadtteil seine höchste Bevölkerungszahl.

1964:
St. Konrad, bisher Filiale von St. Michael, wurde am 1.März zur selbständigen Pfarrei erhoben.

1965/66:
Die Baugenossenschaft errichtete mehrere 5-stöckige Häuser in der Homburger Straße.

1966/67:
Bau eines Kindergartens mit Pfarrsaal und Jugendraum durch die katholische Kirchengemeinde.

1979:
Grundsteinlegung für den Bau eines evangelischen Kirchensaals. Die evangelischen Christen gehören der Versöhnungskirchengemeinde in Völklingen an.

Grundschule HRH 1979 Grundschulklasse der Hermann-Röchling-Höhe 1979: Christina Schmidt (Denzer) , Manuela Leiste (Kunte) , Elke Wehr (Marx) , Petra Pfortner (Mink) , Jörg Schmidt-Schuler (Schmidt) , Nicole Mink (Zens) , Claudia Adams , Christina Denzer , Andrea Linden , Iris Heckmann , Roland Hauswirth , Volker Bernardi , Achim Schmidt , Michael Klos , Frank Binz , Thomas Burgard , Axel Klein , Horst Adler , Steffi Wieck , Andrea Gans , Thomas Wieck , Fuchs , Susanne Imhoff , Sabine Thieser © Thomas Burgard
Grundschule HRH 1979
Grundschulklasse der Hermann-Röchling-Höhe 1979:
Christina Schmidt (Denzer) , Manuela Leiste (Kunte) , Elke Wehr (Marx) , Petra Pfortner (Mink) , Jörg Schmidt-Schuler (Schmidt) , Nicole Mink (Zens) , Claudia Adams , Christina Denzer , Andrea Linden , Iris Heckmann , Roland Hauswirth , Volker Bernardi , Achim Schmidt , Michael Klos , Frank Binz , Thomas Burgard , Axel Klein , Horst Adler , Steffi Wieck , Andrea Gans , Thomas Wieck , Fuchs , Susanne Imhoff , Sabine Thieser
© Thomas Burgard

1980:
Am 4.5.1980 wurde der evangelische Kirchensaal eingeweiht. Das Kreuz vor dem Kirchensaal wurde nach einem Entwurf von Pfarrer Fleischer von Lehrlingen der Lehrwerkstaaatt der Völklinger Hütte gefertigt.

1981:
Einweihung der neuen Sport- und Kulturhalle. Der Bau der Halle war notwendig geworden, weil Ende der siebziger Jahre die alte Schulturnhalle baupolizeilich geschlossen werden musste.

1990:
1719 Einwohner, davon 1310 Katholiken, 338 Protestanten und 71 Anhänger anderer Bekenntnisse. 19 ausländische Mitbürger lebten in diesem Stadtteil.

2010:
Die „Bürgerinitiative gegen das Vergessen und die Gleichgültigkeit“ fordert die Umbenennung der Hermann-Röchling-Höhe zurück zu Bouser-Höhe, begründen tut Sie dies damit, das Hermann Röchling ein verurteilter Kriegsverbrecher war, welchem diese Ehre nicht gebührt. (Weitere Informationen zum Thema: Klick)

Röchling Stein © Thomas Burgard
Röchling Stein © Thomas Burgard

2011:
Letzter Gottesdienst im erst 1980 eingeweihten ev. Kirchsaal.

Der ehemalige ev. Kirchensaal © Thomas Burgard
Der ehemalige ev. Kirchensaal © Thomas Burgard

2012:
Nachdem 2010 eine Bürgerinitiative die sich für die Umbenennung des Stadtteils einsetzt gegründet wurde, gründet sich 2012 eine Gegeninitiative. Diese konnte bei einer Stadtratssitzung den ersten Punktsieg landen, indem sich eine Partei für eine Bürgerbefragung aussprach, nachdem die neugegründete BI innerhalb einer Woche nach eigenen Angaben mehr als 650 Unterschriften gesammelt werden konnten, wovon Ggegen die Umbenennung 97,04 % und für die Umbenennung 2,8 %f waren.

Röchling Stein und Eicheschnitt © Thomas Burgard
Röchling Stein und Eicheschnitt © Thomas Burgard

31.01.2013
Der Stadtrat beschließt mit den Stimmen von CDU, FDP und der SPD die Umbenennung in Röchlinghöhe, unser Bericht dazu:

Mit großer Mehrheit haben CDU, SPD und FDP für die Umbenennung in Röchlinghöhe gestimmt.

Dabei wurde seitens der FDP betont, dass man zunächst den Namen „Hermann-Röchling-Höhe“ streiche, um die Ehrung Hermann Röchlings zu beenden.
Im nächsten Schritt sieht man von Seiten der drei Parteien jedoch, dass die Familie Röchling nicht nur aus Kriegsverbrechern bestand. Einige Zeit zuvor habe eine andere Generation der Röchlings dafür gesorgt, dass ein heuitiges Weltkulturerbe existent sein könnte, indem sie ein stillgelegtes Eisenwerk erstanden hat.

Zu Beginn der Sitzung hat die Linke eine Bürgerbefragung beantragt, diese wurde jedoch von großer Mehrheit abgelehnt.

Bei der späteren Entscheidung über den Antrag der FDP (Deckungsgleich mit dem Antrag von CDU und SPD) hat die Linke, die NPD und Pro Völklingen dagegen gestimmt (zusammen 9 Stimmen). Freie Wähler und Grüne (zusammen 4) haben sich der Stimme enthalten. So wurde die Mehrheitliche Entscheidung von CDU, FDP und SPD (zusammen 32) angenommen.

(Anmerkung: Ab diesem Datum werden Sie bei Völklingen im Wandel also statt von der Hermann-Röchling-Höhe nur noch von der Röchlinghöhe lesen. Beiträge aus der Zeit zuvor, verwenden allerdings weiterhin den zeitgenössischen Namen analog anderer Stadtteile.)

© Andreas Hell
© Andreas Hell

In der Nacht zum 17.02.2013 wird der Röchling-Stein mit roter Farbe beschmutzt – Anhänger des alten Stadtteilnamens werten dies als Anschlag. Einige Tage später wurde das Schild aber wieder gesäubert.

Gedenkstein an Hermann Röchling auf der Röchlinghöhe Anschlag

Der Stein nach dem Anschlag © Andreas Hell
Der Stein nach dem Anschlag
© Andreas Hell

Ende März wurden die Ortsschilder getauscht:

Das neue Ortsschild aus Richtung Völklingen © Andreas Hell
Das neue Ortsschild aus Richtung Völklingen © Andreas Hell

 

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