
Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens
Neuzeitliche Umbauten:
Bei den Umbaumaßnahmen der Jahre 1736/37 wurde die Kirche komplett umgestaltet. Die Südostmauer wurde wieder um 1,80 m nach innen versetzt, der mittelalterliche Chor vollständig abgerissen und durch einen trapezförmigen Barockchor ersetzt. Der Boden wurde, vielleicht gegen aufsteigende Feuchtigkeit, durch eine ca. 10 cm starke Lehmschicht abgedichtet und danach durch Auffüllung von Bauschutt um ca. 0,70 m aufgehöht. Darüber legte man einen neuen Fußbodenbelag aus Sandsteinplatten. Der Eingang zu der barocken Kirche befand sich, wie schon bei dem spätmittelalterlichen Vorgängerbau am südwestlichen Ende der südöstlichen Langhausmauer. (LXXXIX.)

1737/38:
Das Schiff wurde wieder hergestellt wobei die Südwand weiter herausgerückt und der Chor durch einen neuen dreiseitigen Schluss nach Osten verlängert wurde (XLIV.).

Die Nordmauer wurde erhöht (XLV.).
In den Jahren 1737/38 erfolgte dann der Um- bzw. Neubau der Simultan-Kirche in der Form, wie sie bis zum Jahre 1882 bestehen wird. Über dem alten Portal wurde der Beginn des Neubaus mit dem Jahre 1737 eingemauert.

In den St. Arnualer Stiftsrechnungen werden ff. Handwerker mit Namen angeführt: Der Maurer Nickel Kläger, Steinhauer Johannes Demuth aus Bübingen, Zimmermeister Paul Bucklisch von Saarbrücken, der Schreiner Andreas Meßner von Saarbrücken (Tür und Decke), der Schreiner Theobald Sithoer (Kanzel), die Schreiner Bastian Helbrecht und Johannes Kupfermüller von Völklingen (Kirchenstühle, Treppe, Sakristeitür), der Schlosser Bäuerlein von Saarbrücken, der Schmied Heinrich Wagner von Völklingen und Anna Maria Engelmann Witwe, der Nagelschmied Matthäus Bier von St. Johann, die Leiendecker Jakob Lautemann und Leonhard Klein in Saarbrücken und der Glaser Samuel Becker. Die Rechnung des Zimmermann Paulus Bucklisch besagt: „Es hat sich nemlich bey der längstens nöthig befunden reparation und Erweiterung der fölklinger Kirchen, alß man zu dem werk geschritten, ergeben, daß dieselbe eine Seiten Mauer außgenommen gäntzlich abgerissen und von grund auf neu erbaut werden müssen, dahero man mit communication und genehmhaltung des concedimators Herrn von Warsburg um mehrer Bequemlichkeit willen, ohne besondere Absetzung des Chors, welches sonsten viel schmaler als die navis (Schiff) gewesen, doch mit schicklicher, in ein Achteck zugehendten Form, nach neuerer Art dieselbe einrichten zu lassen, gut befunden.“ (LXII.).
Demgemäß blieb also von dem mittelalterlichen Bau erhalten zunächst der Turm, dann nur noch die Nordmauer des Schiffes, die um 6 Schuh (etwa 2 Meter) erhöht wurde, die Südwand des Schiffes wurde ganz abgebrochen, nach Süden hinausgeschoben um etwa 2 1/2 Meter. Dann fiel auch der gotische Chor mit der nördlich vorhandenen Sakristei. Darüber wurde dann im Osten anschließend, den alten Chor umfassend, eine der damals üblichen Abschlüsse, in drei Seiten des Achteckes der vergrößerte „barocke“ Chor neu errichtet (LXII.).
1741:
“ Den 22. April ist der wohlehrwordige und hochgelehrte Herr Johann, Daniel Horstmann, in die 43 Jahre gewesener traueifriger evang.-lutherischer Pfarrer der Gemeinde Völklingen und Kölln selig verstorben und den 24. ejusdem begraben worden, nachdem er gelebet 67 Jahr 4 Monate und 2 Tage. Bei seiner Beerdigung hat Herr Pfarrer Steinhauer aus Saarbrücken die Worte Daniel Kap. 12 in der von ihm gehaltenen Leichenpredigt erklärt.“ (XLVIII.).
Neuer ev. Pfarrer wurde Ludwig Karl Schmidt, geb. 1716 in Ottweiler.
Erste Ehefrau: Anna Luise Wittich, gest. 1773. Zweite Ehefrau: Katharina Dorothea Handel (XLVII.).
1743:
Neuer ev. Pfarrer wurde Johann Kaspar Steccius, geb. 1713 in Cleinich.
Ehefrau Maria Johannetta Dern (XLVII.).
1745:
Bei der Kirchenvisitation der evangelischen Gemeinde, berichtet Pfarrer Strecks über die Abhaltung des Gottesdienstes folgendes: „An Sonn- und Feiertagen, in welchen die Evangelischen den Frühgottesdienst haben, wird gepredigt und nachmittags Betstunde und Katechismuslehre gehalten, ist aber Spätkirche, so wird nur gepredigt. An Wochentagen, bei welchen kein Feiertag eintritt, wird Dienstags und Freitags morgens Betstunde gehalten.“ (LXXXVIII.).
1748:
Der Leutnant K.K. von Brind aus dem Nassauischen Infanterie – Regiment zu Saarlouis wurde in der Völklinger Kirche beigesetzt. Bei archäologischen Grabungen in den (XLVIII.)20er Jahren wurde dieses Grab von Karl Rupp freigelegt. Der Tote trug noch die Perücke, der Oberkörper war in dunkelblaues Tuch gekleidet, von dem nur Reste übrig waren. Auch die Reste seiner Schnallenschuhe, die Silberfransen seiner Feldbinde und recht hübsche Uniformknöpfe (Silber – Filigranarbeit) fanden sich vor (LXXXVIII.).
1752:
Neuer ev. Pfarrer wurde Christian Konrad Seidel, geb. 1700 in Idstein (Taunus).
Erste Ehefrau: Maria Marg. Mauer, Zweite Ehefrau: Maria Elisabeth Schmidt (XLVII.).
Er war ab 1723 Pfarrer in Karlsbrunn, ab 1741 in Kölln *Köllerbach*, wurde 1752 nach Völklingen versetzt.