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Martinskirche - Die Geburtsurkunde Völklingens : Seite 14 von 20 : Völklingen im Wandel

Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens

1820:
Notizen im Lagerbuch der Pfarrei St. Eligius um 1820:
Neben verschiedenen, sehr ausführlichen Angaben über die Ausstattung an Paramenten, sakralen Gefäßen usw. heißt es, dass das Kirchenschiff beiderseits 3 Fenster aufweise, die Schrägseiten des Chores je ein Fenster, auf der Querseite des Chores, wie beiderseits der Orgelemporen, je ein Rundfenster (Ochsenauge). „Auf der kleinen Türe zur Epistelseite sin zwei und zur Evangelienseite ein, zusammen drei sogenannte Käfige oder verschließbare Logen …..“, also wohl die Pfarrstühle, die Pfarrer Gadel entfernen wollte. Die Kanzel war beiden Pfarreien gemeinsam.
Der katholische Altar wird beschrieben als „ein hölzerner Altar mit chorintischen Säulen …. nach sogenannter griechischer Bauart, schön gearbeitet und reich vergoldet ….. Im obersten Geschoß die Symbolum der hl. Dreyeinheit darstellend …. zu Füßen die Weltkugel unter Wolken ……. der Hintergrund gegen einem runden Fenster von gefärb­tem Glas …. oben mit Baldachin und Quasten ….. darunter das Symbolum des h. Herzens Jesu. In der Mitte ein bewegliches Gemälde, auf der einen Seite den hl. Bischof Eligius, auf der anderen den hl. Märtyrer Donatus, beinahe in Lebensgröße. Zu beiden Seiten zwischen vier chorintischen Säulen … zwo Statuen von Holz, eine den hl. Bischof und Kirchenlehrer Augustinus, die andere den hl. Bischof und Ordensstifter Morbertus vorstellend …. Auf dem Tische in der Mitte …. ein schöner Tabernakel ….. worin 3 Nischen … oben vergoldete Muscheln …. Die Vorderseite des Altartische enthält ein Antipendium .,das ‚“nach Unterschieden der Zeiten und Festtagen die Farben wechseln kann.“ Dann heißt es wieder, „auf der einen Seite des Altares“ stehet eine kleine hölzerne Statue des hl. Eligius, auf der ändern die Statue des hl. Donatus“.
Es handelt sich der ganzen Beschreibung nach, was die hagiographische Ausgestaltung, wie den zierlichen Aufbau anbelangt, um einen aus der vorrevolutionären Zeit stammenden Barockaltar. Die „Donatus-Darstellungen“ verweisen in die Zeit nach Errichtung der Donatus-Bruderschaft (1756), das Bild des hl. Norbert auf die Wadgasser Mönche. Vielleicht war auch hier die Künstlerfamilie der Guldner aus Berus tätig, für die die Prämonstratenser weithin in ihrem Einflussgebiete die großen Auftraggeber waren. Wohin dieser Altar gekommen ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist er nach Aufgabe des Simultaneums (1848) beseitigt, zerschlagen worden, wie es so häufig in dieser Epoche der Fall war, die Verständnis für Sinn und Schönheit des Barocks verloren hatte (LXII.).
Bei den räumlich mehr und mehr beschränkten Verhältnissen, unter denen Evangelische und Katholiken … in dieser Simultankirche ihren Gottesdienst abhalten mussten, konnte es nicht ausbleiben, dass das Simultaneum für beide Parteien immer lästiger wurde. Man sehnte sich beiderseits nach einer baldigen, beide Konfessionen befriedigenden Lösung. Die einzige Lösung konnte nur ein neuer Kirchbau für die an Zahl größere katholische Gemeinde sein. Und als die Kirchbaufrage in den 1820er Jahren ernstere Formen annahm, da tauchten plötzlich Sonderbestrebungen auf, die zum Ziele hatten, in Wehrden eine Kirche für die Bewohner beider Konfessionen der restlichen Völklinger Dörfer zu bauen; doch fand der von Wehrden ausgehende Plan bei den höheren kirchlichen Behörden beider Konfessionen strikte Ablehnung. Man wurde sich einig, für die katholische Gemeinde eine neue Kirche zu bauen, die bisherige Simultankirche den Evangelischen als Alleinbesitz zu lassen (XLIII.).

Ortsplan von 1825
Ortsplan von 1825

1832:
An Mathias Raspiller, den einstigen Besitzer der Fenner Glashütte, erinnert … ein interessanter, etwa drei Meter hoher dunkler Sandstein, der einst auf dem längst eingeebneten Völklinger Simultanfriedhof stand, der, wie damals allgemein üblich, um das Kirchlein an der Saar lag. Der Stein trägt folgende Inschrift:
ICI REPOSE MATHIAS RASPILLER AGE DE 51 ANS / EPOUX DE MARGUERITE RESTIGNAD PROPRIETAIRE DE LA Fenne DECEDE LE 24 XBRE 1832 (XLIII.).

An Mathias Raspiller, den einstigen Besitzer der Fenner Glashütte, erinnert ... ein interessanter, etwa drei Meter hoher dunkler Sandstein.
An Mathias Raspiller, den einstigen Besitzer der Fenner Glashütte, erinnert … ein interessanter, etwa drei Meter hoher dunkler Sandstein.

1840:
In Völklingen lebten nun 736 Protestanten und 482 Katholiken. Der Bevölkerungszuwachs war groß (Verein BI. Alter Brühl).

1841:
In Völklingen gab es inzwischen 531 Katholiken, in Wehrden 514, in Geislautern 465 (XI.).

1842:
Eine neue Sakristei musste für den evangelischen Pfarrer gebaut werden, weil die Katholiken ihn aus der bestehenden Sakristei verdrängt haben. (XLVIII.).

1844:
Im Jahr vorher war nach Völklingen ein neuer katholischer Geistlicher gekommen, der sich um das Herkommen und um die zwischen den beiden Konfessionen getroffenen Vereinbarungen nicht kümmerte und an den genannten Tagen (Buß- und Bettag und Himmelfahrtsfest) den katholischen Gottesdienst auf die gleiche Stunde ansetzte, wie der evangelische Geistliche. Der Streit musste vom Landrat geschlichtet werden (XLVIII.).

1845:
Die Simultankirche war für beide Konfessionen zu klein geworden. Am 29.7.1845 erfolgte die Grundsteinlegung für eine katholische Pfarrkirche *an der Stelle der heutigen Eligius-Kirche*.

Die erste Sankt Eligius Kirche wurde am 25. Juni 1848 feierlich eingerichtet.
Die erste Sankt Eligius Kirche wurde am 25. Juni 1848 feierlich eingerichtet.

…Wie auch in vielen anderen Fällen gab es bei diesem Kirchenbau manchen Streit und allerhand Schwierigkeiten. Eine Kommission wurde gebildet. Dabei machten die Vertreter von Wehrden die meisten Einwände und verlangten, daß die neue Kirche unbedingt in Wehrden gebaut werden sollte. Wehrden hatte ja auch mehr katholische Einwohner als Völklingen, und wenn man noch die 275 Katholiken von Geislautern hinzunimmt, dann ist verständlich, daß die überwältigende Mehrheit der Katholiken von Wehrden und Geislautern die Kirche auf der linken Saarseite haben wollte. Etwa im Jahre 1835 lassen die Wehrdener und Geislauterner Widerstände nach, und als am 27. April 1843 ein neuer Pfarrer nach Völklingen kam, konnten die Baupläne allmählich greifbare Formen annehmen. Die Völklinger Mutterpfarrei zählte 1841 2100 Katholiken, davon in Völklingen 531, in Wehrden 514 und in Geislautern 465. Wehrden und Geislautern zusammen 979 gegenüber nur 531 in Völklingen. Allen Widerständen von links der Saar zum Trotz wurde dann am 29. Juli 1845 der Grundstein für die neue Pfarrkirche St. Eligius in Völklingen gelegt…(XI.).

1848:
Am 22.06. fand der letzte katholische Gottesdienst in der alten Kirche statt (LXXXVIII.).
Am 25.7.1848 war die feierliche Einweihung der neuen katholischen Pfarrkirche. Sie hat in dieser Form bis 1912 gestanden (Verein BI. Alter Brühl). Das Missionskreuz, das sich bei der alten Kirche im Dorf (*Martinskirche) befand, stellte man an dieser neuen Kirche auf (XLVIII.).

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