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Martinskirche - Die Geburtsurkunde Völklingens : Seite 7 von 20 : Völklingen im Wandel

Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens

1576 – 1579:
Am 25. März 1576 wurde Caspar Streilein, welchen Doktor Marbach von Straßburg empfohlen hatte, als lutherischer Pfarrer eingeführt und ihm zugleich auch die Kirche zu Rosseln und Schwalbach übertragen.
Das Einkommen der Pfarrei bestand nach der Aufnahme im Jahre 1575 in 14 Maltern Korn, 13 Maltern Hafer, 18 Fuder Heu, 23 Ackerfeldern, einer Rente von 3 Gulden 1/3 des kleinen Zehnten im Völklinger Hof, Casuelien usw. Widdumshof das heißt: Pfarrhaus mit Scheuer, Stallung und Gärten (XLVIII.).

ab 1579:
Neuer ev. Pfarrer: Wenzeslaus Fend aus Kaaden (Böhmen) (XLVII.).
Ein höchst unruhiger Mann, der sein zänkisches Wesen auch in Traben und Allenbach später fortsetzte (XLVIII.).

1591:
Gemäß des Verhör-Protokolls von 1591 stand dem Pfarrer zu Völklingen das Recht zu, „“von jedem bespannten Unterthan der Pfarrei jährlich eine Ackerfuhr von einem Tag und von den über der Saar gelegenen die Holzfuhre zu verlangen.“ (XLVIII.).

1595:
Evangelischer Pfarrer: Ferdinand Reichermuth. Verwaltete Völklingen, Rosseln (Überherrn)(XLVII.).
„Anno 1595 d.7. Dezember ist Hr. Ferdinand Reichermuth, so zuvor zu Eyweiler in Kirchendiensten gewesen, von dem Herrn Grafen Philipsen als Callatoren der byden Pfarreien Völklingen und Rosseln zu Völklingen von Herrn Magister Gebhardo Beilstein eingesetzt worden. Zu Rosseln hat H. Gebhard nie keinen Pfarrer präsentiert, sondern es ist die Präsentation allwege durch einen politicum des Grafen auf Befehl des Herrn Grafen verrichtet worden. Die gottlosen Bauern in diesem Ort haben wider das Evangelium und evangelisch Pfarrer sich gesperrt. (Extr. ex Keller Manuskript Notiz im ältesten Völklinger Kirchenbuch, das auf dem Bürgermeisteramt ist.) (XLVIII.).
Pfarrer Reichermuth taufte noch aus einem Taufsteine aus der katholischen Zeit, auch stand zu seiner Zeit noch der Hochaltar (XLVIII.).

1616:
Pfarrer Reichermuth wurde zusätzlich die Gemeinde in Überherrn übertragen, wo er alle 14 Tage zu predigen hatte. „So rechtschaffen der Mann war, so war seine Arbeit hier doch umsonst, da die Bauern gewaltig aufs Papsttum verpicht waren und davon nicht lassen konnten“ (XLVIII.).

1618 (Anfang des Dreißigjährigen Krieges):
Pfarrer Reichermuth gab die Gemeinde Überherrn an Laurentius Weber ab.
Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) dezimierte sich die Bevölkerung der gesamten Saarbrücker Grafschaft um 84% (Verein BI. Alter Brühl).
Saarbrücker Synodalprotokoll im Stiftsarchiv St. Arnual: „zu Völklingen sind der Thurm und das Corpus sehr baufällig und bedörffen Besserung.“ (LXII.).

1624:
Der Hochalter wurde abgebrochen (XLVIII.).

1625:
Als Frankreich im Jahre 1624 an seiner Ostgrenze, (die Grenze war nach dem Gewinn von Metz, Toul und Verdun sehr weit nach Osten ins ehemalige Heilige Römische Reich Deutscher Nation vorgeschoben worden), Truppen zusammenzog, wurden zur Beobachtung dieser Truppenbewegungen Tillysche Regimenter in unsere Saargegend gelegt. Auch Völklingen bekam Tillysche Einquartierung.
Am 14ten Tag vor Ostern 1625 flüchtete der alte Pfarrer Reichermuth mit seiner Frau zum Superintendenten Keller nach Saarbrücken und fand in seinem Hause Zuflucht. Er wollte von Saarbrücken aus abwarten, was in seiner Pfarrei geschähe. Er war schon sehr schwach geworden und unversehens starb er über Nacht, kaum dass seiner Frau es gewahr wurde. Seine Völklinger Pfarrkinder, die ihm in allen fünf Visitationen das beste Zeugnis über Lehre und Leben ausgesprochen hatten, holten ihn am kommenden Sonntag darauf ab, brachten ihn heim und begruben ihn in der Völklinger Kirche (LXXXVIII.).
Sein Nachfolger wurde Philipp Leonhard Koch (ev.) aus St. Johann (XLVII.).

1627 :
Aus einem Bericht des Superintendenten Keller erfahren wir, dass in Völklingen noch ein alter Brauch bestand:
“ die Kinder werden in dieser Kirche noch auß dem Taufkessel getauft… könnte der Kessel verkauft und dafür ein Kann und Becken zur Administration der Tauf erzeugt werden. Der Taufstein könnte abgeschafft, anstatt dessen ein kleiner Altar gesetzt und der große weggetan und Stühl an den Ort verordnet werden“
Also sind damals erst (=über 150 Jahre nach der Evangelisierung der Martinskirche) Hochaltar und Taufstein aus katholischer Zeit entfernt worden (LXII.).

1632:
Koch soll bis 1632 Pfarrer in Völklingen gewesen sein (XLVIII.).

1634:
Weiter wissen wir, dass Kriegsvolk um 1634 in der Kirche einquatiert war, wodurch das Gebäude übel zugerichtet wurde, „weil sie auch Feuer darin gehabt“.(XLIII.)
Aus den Saarbrücker Kirchenschaffneirechnungen im Stiftsarchiv hören wir, dass 1634 das französische Militär dort Quartier gehabt habe und „gantz schwarz worden. Alß ist dieselbe weider zu weißem Barten dünchern verdingt worden“. Es geschahen also noch Reparaturen 1634 mitten im 30jährigen Kriege! (LXII.).

1635:
Neuer ev. Pfarrer wurde Karl Jungmann der vorher Pfarrer in Naßweiler war (XLVII.).

1647:
Neuer ev. Pfarrer wurde Georg Bartholomäus Schlosser, geb. 1623 in Fechingen (XLVII.).

1648 (Ende des Dreißigjährigen Krieges)

1652:
Die Trostlosigkeit dieser Zeit verdeutlicht ein Bericht des Wadgasser Abtes Philipp Gretsch. Dieser kehrte 1652 in die zerstörte Abtei zurück und bemerkte auf einer Kirchenrechnung:
„Die meisten Einwohner sind im höchsten Aufruhr, was sich nicht wohin salviert hat, gestorben.“ Weiter hob er hervor, dass das Kloster mehr als 100 mal geplündert worden sei.
Auch der „Werbelner Hannes“, die Schreckgestalt manches Kindes, existierte wirklich:
„Ein Mann namens Hans aus Werbeln, der weilen er nit wollen in der Bedrängnis mit anderen aus dem Lande weichen, ist dahin gerathen, daß er die Menschen todtgeschlagen und gefressen hat, tanta fames erat. Ich sah mit eigenen Augen die Eingeweide und Gebeine erschlagener Menschen. Und habe eine Frau in Fürstenhausen beerdigen lassen, welche bei ihm (dem obengesagten Menschenfresser) zum Übernachten (mit ihrem Manne) eingekehrt war – denn sonst war aus jener Gegend außer ihm Niemand in Werbeln – die er totgeschlagen hat. Der Mann der Erschlagenen hatte zwar einige Streiche im Schlaf erhalten, er hatte sich aber aufgerafft und entfloh. – O, welche Zeiten!“ (11).

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