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Martinskirche - Die Geburtsurkunde Völklingens : Seite 4 von 20 : Völklingen im Wandel

Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens

Ruhestätte in der Stiftskirche in St. Arnual
Ruhestätte in der Stiftskirche in St. Arnual

Die Tatsache, daß man die Verpflichtung der Bauern, für die nächtliche Ruhe der Gräfin zu sorgen, wenn sie in Völklingen wohnte, sogar in das geschriebene örtliche Gesetz aufnahm, läßt den Schluß zu, daß die damalige Landesherrin, die geistig hochstehende Gräfin Elisabeth von Lothringen, öfters hier weilte, wie es uns auch von Burg Bucherbach im Köllertal bekannt ist. Fern vom höfischen Getriebe konnte sie hier in aller Stille ihrer literarischen Lieblingsbeschäftigung nachgehen. Hier wie in Bucherbach mag die Übersetzung von vier französischen Romanen ins Deutsche entstanden sein, die uns von dieser ersten weltlichen Schriftstellerin in Deutschland bekannt sind, die darum auch in der deutschen wie französischen Literaturgeschichte als die Bahnbrecherin der neuen deutschen Prosaromangestaltung gefeiert wird. Diese Saarbrücker Gräfin, eine Tochter des lothringischen Herzogs und Grafen von Vaudemont, fand im Jahre 1456 ihre letzte Ruhestätte in der Stiftskirche in St. Arnual (XLIII.).

ca. 1450:
Das Kirchenschiff erhielt neue Fenster und einen rechteckigen Chor mit Kreuzgewölben auf Diensten. Die Rippen hatten ein Schienenprofil wie im Chor der Kirche in Kölln *=Köllerbach* und in St. Nicolaus *=St.Nikolaus /Warndt*. Auf der Nordseite des Chors war eine zweijochige Sakristei angeschlossen (Plan der Kirche vor 1737 in Koblenz abt. 22 Nr. 2985 (XLIV.).

1471:
Anno 1471 stant Hertzog Ludwig vor sant Johan unnd grub den Wiger an, und brant die Müle, auch Focklingen, Burbach unnd Malstatt. Anno 1471 rannt Hertzog Ludwig in das Collerdail unnd verbrant das gar. (1779 Krember, Originum Nassoicarum Seite 427) (XLVIII.).

Im Verlauf der Grabungsarbeiten fanden sich hier *im südöstlichen Teil der Kirche* mehrere weibliche Bestattungen mit Scheren- und zum Teil Gefäßbeigabe. Skelettreste von Föten im Beckenbereich von zwei Bestattungen geben Aufschluss darüber, dass die Frauen an Komplikationen während der letzten Schwangerschaftswochen oder bei der Geburt gestorben sind. Eine Untersuchung der Bestattungen vor Ort durch Dr. med. Angelika Kunz führte zu folgenden Ergebnissen: Die Auffindungslage des Fötus von Bestattung Fst. 164 lässt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Frau während der Geburt verstorben ist. Todesursache war wohl das Absterben des Fötus, dessen Querlage mit vorgefallenem linkem Arm den erfolgreichen Geburtsverlauf verhinderte. Die Kenntnis des Kaiserschnitts, mit dessen Hilfe bereits Caesar zur Welt gebracht wurde, scheint in dieser Zeit verloren gegangen zu sein. Der ins Grab mitgegebenen Keramiktasse hafteten noch die stark korrodierten Reste einer eisernen Bügelschere an. (LXXXIX.)

 Im Verlauf der Grabungsarbeiten fanden sich hier *im südöstlichen Teil der Kirche* mehrere weibliche Bestattungen mit Scheren- und zum Teil Gefäßbeigabe. (Foto: Grabungsteam)
Im Verlauf der Grabungsarbeiten fanden sich hier *im südöstlichen Teil der Kirche* mehrere weibliche Bestattungen mit Scheren- und zum Teil Gefäßbeigabe. (Foto: Grabungsteam)

Eine weitere Frau (Bestattung Fst. 173) ist vermutlich während der Schwangerschaft gestorben, ohne dass der Geburtsvorgang eingeleitet war. Neben der Schere war ihr eine in einem außergewöhnlich guten Zustand erhaltene doppelkonische Stülpflasche aus grünem Waldglas beigegeben *siehe im Bild oben*, die sich in die Zeit um 1500 datieren lässt. Im näheren Umfeld fanden sich bisher noch zwei weitere Bestattungen, die ebenfalls mit Schere und Gefäß, bzw. nur mit einer Schere ausgestattet waren, es fanden sich jedoch keine Skelettreste von Föten oder Neugeborenen. Bei dem Gefäß handelt es sich um eine steinzeugartig gebrannte Tasse mit abgesetztem Standfuß *siehe im Bild unten*, wie sie für die Zeit des 15. Jhs. geläufig war.(LXXXIX.)

Eine weitere Frau (Bestattung Fst. 173) ist vermutlich während der Schwangerschaft gestorben (Grabungsteam)
Eine weitere Frau (Bestattung Fst. 173) ist vermutlich während der Schwangerschaft gestorben (Grabungsteam)

Diese Beigaben lassen vermuten, dass es sich hier ebenfalls um Frauen handelt, die unter vergleichbaren Umständen zu Tode gekommen sind .(LXXXIX.)

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