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Martinskirche - Die Geburtsurkunde Völklingens : Seite 18 von 20 : Völklingen im Wandel

Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens

12.02.1922:

Der Brand von 1922 auf einem Gemälde. So groß konnten die Flammen allerdings nicht gewesen sein, wie auf diesem Gemälde dargestellt (siehe Fotos weiter unten)
Der Brand von 1922 auf einem Gemälde. So groß konnten die Flammen allerdings nicht gewesen sein, wie auf diesem Gemälde dargestellt (siehe Fotos weiter unten)

Kurz vor 15 Uhr schlugen Rauchwolken, gleich danach Feuerflammen aus dem Dachstuhl des alten Gotteshauses.
Am Morgen fand noch in gewohnter Weise der Gottesdienst statt, und um 14 Uhr hatte noch das Kind Lina Linder die Heilige Taufe empfangen. Niemand von der Taufgemeinde konnte ahnen, was schon in kurzer Zeit geschehen wird.
Als die Feuersirenen über den Marktflecken bis hinauf auf den Heidstock zu hören waren, eilten viele, auch der Schreiber dieser Zeilen, zur Brandstätte und wurden Augenzeuge des Zerstörungswerkes. Traurig schauten wir dem Raub der Flammen zu, bis der Dachstuhl des Kirchenschiffes einstürzte und alles in Schutt und Asche legte. Die Löscharbeiten der 3 Feuerwehren konnten nichts mehr ausrichten. Die Kirche brannte bis auf die Grundmauer nieder, nur der jahrhundertealte Kirchturm blieb von der Verwüstung verschont (XLVI.).

Der Völklinger Volksfreund berichtet vom Brandgeschehen
Der Völklinger Volksfreund berichtet vom Brandgeschehen

 

Die von den Flammen und Löschwasser verwüstete Kirche. *Sie sieht nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen aus, wie es teilw. dargestellt wird*
Die von den Flammen und Löschwasser verwüstete Kirche. *Sie sieht nicht so sehr in Mitleidenschaft gezogen aus, wie es teilw. dargestellt wird*

 

Nach dem Brand in der Martinskirche (Private Sammlung)
Nach dem Brand in der Martinskirche (Private Sammlung)

* Vermutlich war der Brand in der alten ev. Kirche ein letzter „guter Grund“ den inzwischen sehr ungünstigen Standort zu verlassen. Der „Alte Brühl“ war inzwischen vom eigentlichen – neuen – Stadtkern durch die Bahnlinie abgetrennt. Außerdem wurde der Gottesdienst durch den Bahnverkehr (Rangierbahnhof) in unmittelbarer Nähe oft empfindlich gestört. Dass schon Pläne für einen „Umzug“ bestanden sieht man bereits daran, dass 1907 ein Grundstück für einen Neubau gekauft worden war. (siehe Zeitungsartikel vom 8.März 1922). Dass der Brand schon fast als „willkommen“ bezeichnet werden kann erkennt man außerdem daran, dass man sich innerhalb von nicht einem Monat für einen Kirchenneubau, statt einer Renovierung ausspricht, obwohl die Renovierung mit gerade einmal 1 Million, statt bis zu 20 Millionen Mark für einen Neubau, zu Buche geschlagen wäre *

Es dauerte keinen Monat, da war das Schicksal des alten Kirchleins besiegelt.
Es dauerte keinen Monat, da war das Schicksal des alten Kirchleins besiegelt.

1923:
Am 1.6. wurde der Franken der französischen „Besetzer“ allgemeines Zahlungsmittel an der Saar. Ein großer Teil der Bevölkerung stand dem französischen Geld ablehnend gegenüber. Etliche Geistliche der ev. Kirche lehnten ihr Gehalt in Franken ab. Sie erhielten von preußischen und bayrischen Dienststellen Ausgleichszahlungen. In vielen Pfarreien kam es zu finanziellen Notsituationen (Verein BI. Alter Brühl).

1924:
Völklingen wurde selbständiges „Dekanat“, gehörte aber immer noch zur Diözese Trier (XI.).

1925:
Nachdem sich bei den Vorarbeiten für den Kirchbau herausgestellt hatte, dass der Platz in der Viktoriastraße sich nicht gut zum Bau einer Kirche eignete entschloss man sich auf das frühere Rink-Kohlersche Anwesen zwischen Post und Moltkestraße auszuweichen. Nach unsäglich schwierigen Verhandlungen ging 1925 das Gelände in den Besitz der ev. Kirchengemeinde Völklingen über. In der Zeit zwischen 1925 und 1927 machte Karl Rupp, Generalsekretär von Dr. Hermann Röchling archäologische Grabungen in der Martinskirche. Dabei werden die Fundamente von fünf verschiedenen Kirchen freigelegt (LXXXVIII.).

Die Backsteinfarbrik Rink-Kohler zwischen Post- und Moltkestraße im Jahre 1910. Auf diesem Gelände entsteht nun die neue Kirche (Foto: v.d.Eltz)
Die Backsteinfarbrik Rink-Kohler zwischen Post- und Moltkestraße im Jahre 1910. Auf diesem Gelände entsteht nun die neue Kirche (Foto: v.d.Eltz)

1926:
Baubeginn der evangelischen Versöhnungskirche zwischen Post- und Moltkestraße.

Stand der Bauarbeiten an der Versöhnungskirche 1927
Stand der Bauarbeiten an der Versöhnungskirche 1927

1927:
Am 3.10.1927 bot Pfarrer Alleweldt im Auftrag des Presbyteriums die drei bunten Chorfenster die „fast unbeschädigt geblieben waren“ dem Presbyterium in Köllerbach an:
Beim Brande unserer Kirche sind die drei „bunten Chorfenster fast unbeschädigt geblieben, wir haben sie durch einen Saarbrücker Fachmann kürzlich ausbauen lassen, können sie jedoch für unseren Kirchneubau nicht verwenden und würden es sehr bedauern, wenn sie ungenutzt liegen blieben. Wir sind gerne bereit, sie für den Kirchneubau in Ihrer Gemeinde gegen geringe Vergütung oder ganz umsonst zu überlassen, und ich frage im Auftrage des Presbyteriums ergebenst an, ob Sie glauben, dass die Fenster für Sie in Betracht kommen.
‚ Das eine der beiliegenden Lichtbilder zeigt die Anordnung im Chore, die anderen Bilder, die kurz vor dem Ausbau aufgenommen wurden, lassen erkennen , dass nur eins der drei Fenster unbedeutend beschädigt ist. Der Schaden ist, wie der Saarbrücker Fachmann versicherte, mit ganz geringen Kosten völlig zu beheben. Ebenso sind die Größenverhältnisse der Fenster leicht zu verändern. Es können Teile fortgelassen und die Fenster dadurch verkleinert, oder entsprechende neue Teile hinzugefügt werden.
Zu weiteren Angaben sind wir jederzeit gern bereit und „bitten um gefl. baldige Antwort, damit wir uns gegebenenfalls über die anderweitige Verwendung der Fenster schlüssig werden können. (XLVIII.). 13.

05.1928:
Nach 2-jähriger Bauzeit wurde die Versöhnungskirche als Nachfolgerin der Martinskirche eingeweiht.

Die Gemeinde traf sich an der alten Martinskirche. Dort gab es eine Ansprache, ein Gebet, einen Segen. Dann erfolgte ein gemeinsamer Zug zur neuen Kirche in folgender (festgelegter) Reihenfolge: Kinder
Kirchenchor
Musik
Geistliche im Talar und Vertreter kirchlicher Behörden
Vertreter weltlicher Behörden
Die Mitglieder der kirchlichen Körperschaften
Kirchengemeindebeamten und Pfarrfamilien
Die Gemeinde
Auf dem Vorplatz der Versöhnungskirche war die Schlüsselübergabe. Man zog noch einmal um die gesamte Kirche herum und ging dann „unter festlichem Vorspiel“ in die neue Kirche. Dort erfolgte eine „Weihehandlung durch den Herrn Generalsuperintendenten“ (=Spruch und Gebet)
Der schlossen sich Ansprachen des „Herrn Geistlichen Vizepräsidenten des ev. Oberkirchenrats“ des „Herrn Präses der Rheinischen Provinzialsynode“, Gebete, Lesungen, die Predigt usw. an
Zur Nachfeier wurde um 3 Uhr in die Turnhalle eingeladen.

Die Versöhnungskirche, eingeweiht 1928 (Foto: ca.1928)
Die Versöhnungskirche, eingeweiht 1928 (Foto: ca.1928)

1929:
Das Gelände der Martinskirche ging -im Zuge eines Landtausches (LXXXVIII.)- an die Röchlingschen Eisen- und Stahlwerke über (XXXIV.).

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