
Martinskirche – Die Geburtsurkunde Völklingens
1780:
Pfarrer Rolle erlitt einen Schlaganfall, wodurch er zwei Jahre zur Führung seines Amtes unfähig wurde. Vikare waren die Herren Heintz, Drach und Hild; später Herr Rebenack (XLVIII.).
1788/89:
Bau des evangelischen Pfarrhauses (Saarstraße 15, ab 1937 „Im alten Brühl“) nach Plan des Baudirektors Balthasar Wilhelm Stengel, dem Sohn des fürstlich nassau – saarbrückischen Generalbaudirektors Friedrich Joachim Stengel, unter Leitung des Baumeisters Philipp Bruch (LXXXVIII.).
Die beiden Pfarrer teilten sich Haus und Stall (XLVIII.).(* wieso war es dann laut Quelle 17 ein „evangelisches“ Pfarrhaus?)
Am 27.10.1788 trat der katholische Pfarrer Diniche sein Amt an (LXXXVIII.).
1793:
Aufzeichnung eines damaligen Pfarrers:
Nachdem mich im Pfarr Hauß die Franzosen 6 mal geplündert haben, da ich ihnen sehr viele Lieferungen habe geben müssen, auch Pferd, Vieh, alles Feder Vieh, Brandschatzung, Geld habe geben müssen. Nachdem sie wie jedes mahl Geld haben wollen Nachts von 10 bis 12 Uhr mit einer Pistol auf die Brust gehalten und einen Sabel mir an den Halß um Geld zu bekommen, gehalten. Darauf ich mich, so gut ich konnte, mich reterirte, da sie hernach mich rein ausplünderten, Comode und Schänke verschlugen, so mußte ich mich hierauf von hier fortmachen und meine Leute ohne Geld zu geben wenn ich fort wäre, wollen sich alle durchhelfen. Ich reiste also d. 15ten October nach der Coelner *=Köllerbacher* Mühle fort und da sie d. 16ten huius nicht nur alle das Vieh nahmen und 100 Louisdor Brandschatzung man geben mußte, so suchten sie mich im Dorf und in der Kirche mit Gens d´armes *Gendarmen?* auf mich gefänglich zu nehmen, ich reißte also weiter unter die Escadron der Preußischen Husaren nach Heußweiler zu dem dasigen Herrn Pfarrer Schneider d. 17ten Oktober der mich sehr freundschaftlich aufnahm bis d. 17ten November die ganze Preußische Armee sich zurück zog. Darauf ich nach Meißenheim und hernach nach Hottenbach zum Herrn Pfarrer Faust kam bis d. 13ten Januar 1794 abends ganz spät nachdem man mir einen Botten von hier sandte, daß alles hier still und sicher wäre, da ich d. 19ten huius wieder gepredigt habe. (XLVIII.)
*Es wäre zu klären ob dieser Text im evangelischen oder katholischen Kirchenbuch stand. Da man daraus schließen könnte welcher Pfarrer die Eintragung gemacht hat! Da sich der Abschnitt im ev. Kirchenarchiv in einem Dokument von Herrn Rupp fand denke ich aber es war der ev. Pfarrer Rolle. Vor allem da Rupp weiterberichtet:*
1794:
Pfarrer Rolle bekam infolge der Aufregungen einen zweiten Schlaganfall. Wieder versahen die Vikare den Dienst (XLVIII.).
1796:
Vikar Wagner versah den Dienst bis 1803 (XLVIII.).
1797:
Nachdem im Frieden von Campo-Formio 1797 die gesamten linksrheinischen Gebiete der Franz. Republik zufielen, erhielt Völklingen eine eingeständige Mairie im Arrondisement Saarbrücken. In diesem Zusammenhang wurde Wilhelm Nessler 1799 der erste Bürgermeister von Völklingen (Verein BI. Alter Brühl).
1798 Der katholische Pfarrer Diniche gab sein Amt auf (LXXXVIII.).*Quelle sagt nichts über den Grund aus*
1803:
Am 28. Dezember starb Pfarrer Rolle (XLVIII.).
Karl Friedrich Zickwolff, geb. 1781 in Saarbrücken war 1803 bis 1808 Hilfsprediger in Völklingen.
Ehefrau: Sophie Luise Drach (XLVII.).
Zwickwolf kam schon als Vikar nach Völklingen, wo er dann, nach dem Tode Pfarrer Rolles als Pfarrer gewirkt hat. Er hat mit großem Eifer in Kirche und Schule gearbeitet (XLVIII.).
Völklingen wurde Sukkursalpfarrei im Kanton Arnual des neuen Bistums Trier (LXXXVIII.).
1805:
Bürgermeister W. Nessler wurde ermordet.
Wenig ist über die näheren Umstände seines Todes bekannt, eine Eintragung im Sterberegister der evangelischen Kirchengemeinde gibt eine bescheidene Auskunft, wonach er an den Folgen einer ihm am 24. Februar 1805 in den Unterleib geschossenen Kugel starb. Weiter ist vermerkt, dass er am 26. begraben wurde und 49 Jahre alt war. Nach einer alten Überlieferung fand er den Tod durch die Kugel eines Zigeuners.
Beigesetzt wurde W. Nessler auf dem Simultanfriedhof bei der alten evangelischen Kirche. Bei der Einebnung des Friedhofs wurde der für damalige Verhältnisse prächtige Grabstein zum Friedhof in der Kühlweinstraße gebracht (Heute Bürgerpark (Verein BI. Alter Brühl)), wo er an der Westseite der Friedhofsmauer aufgestellt wurde. Hier ein Foto des Grabsteins:

Inschrift:
„Hier ruht die sterbliche Hülle des Herrn Wilhelm Nessler,
Notaire u. Maire dahier war geboren zu Lichtenau in Hessen d. 23. Mai 1755
starb durch Mördershand d. 24 Febr. 1805.“
(Quelle: Zeitungsartikel der SZ vom 19.10.1966)
1813:
Der Völklinger Pfarrer Zickwolf hat sich am 14.12.1813 um die Stelle des verstorbenen Pfarrer Wagners beworben (XLVIII.).
1817:
Bau eines katholischen Pfarrhauses (LXXXVIII.).
1819:
Am 4. April 1819 starb Leopoldina Dorothea von den Boek. Ihr war ein interessantes Denkmal aus Gusseisen in Obeliskenform aus der Geislauterner Hütte gewidmet (XLIV.).
… ein drei Meter hohes gusseisernes Grabmal, das der berühmte Ingenieur Graf von den Broek von der Geislauterner Hütte seiner 1819 verstorbenen Tochter setzen ließ. Dieser Stein, ein vierkantiger Sockel, über dem auf runden Eckkugeln ein schlanker, reich verzierter Obelisk ruht, ist eins der wenigen Denkmäler hochstehender Gießereikunst aus dem einstmals berühmten Eisenhüttenwerk im Stadtteil Geislautern (XLIII.).
