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Saarbrücker Zeitung, Ende 2001: Winterschlaf fürs Mittelalter : Völklingen im Wandel

Saarbrücker Zeitung, Ende 2001: Winterschlaf fürs Mittelalter

Winterschlaf fürs Mittelalter

Feier im „Alten Brühl“-Ausgrabung wird abgedeckt

Völklingen (kü). Der Verein „Bürgerinitiative Alter Brühl“ hatte alle Völklinger eingeladen: die einheimischen Diebe, Fürsten, Mönchlein, Hexen, Possenreißer, Bischöfe, Bader und edle Frauen. Und sie kamen, alle in freundlicher Absicht, zum Festtag in den Alten Brühl, wobei die meisten Besucher sicherlich dem gemeinen Volk angehörten.
Während 200 Meter weiter nördlich die computergesteuerten Karussells ihre Kirmesrunden drehten, feierten am Sonntag die Besucher am Alten Brühl ihr altes Dorf Völklingen und verabschiedeten es in den Winterschlaf: Die Grabungen im Bereich der ehemaligen Martinskirche pausieren über Winter und sollen im Frühjahr 2002 fortgesetzt werden.
Trotz regnerischen Wetters kamen vor allem am Nachmittag zahlreiche Völklinger, um sich über den Stand der Ausgrabung, die endgültig vor einer drohenden Überbauung gerettet ist, zu informieren. Bis 16 Uhr hatten schon fast 100 Gäste an den Führungen von Sabine Donie teilgenommen und waren vorsichtig über die Jahrtausend alten Mauerreste balanciert. Die engagierte Projektleiterin ging diesmal nicht beruflich, sondern ehrenamtlich voran und verbarg ihre persönlichen Gefühle, denn ihr Arbeitsvertrag endete vor vier Wochen. „Ich habe Bewerbungen verschickt“, sagt die jetzt arbeitslose Archäologin und schaut wie zum Abschied über ihre Arbeitsstätte der letzten acht Monate. Paul Ganster, der Vorsitzende des rührigen Vereins, will trösten und bietet ihr ein Glas „Odin-Trunk“ an, ein schon bei den Germanen bekanntes Honigbier. Auch sonst waren die Gäste gut und historisch versorgt: Ländliche Produkte wurden ebenso angeboten wie zeitlose Kuchen und der neue Grabungsbericht 2001, der ab sofort zum Preis von fünf Mark beim Verein erhältlich ist.
Die Rittersleut und die heren Frouwen der Homburger „Tafelrunde“ gingen in originaler Gewandung umher, während „der König der Narren“, Giacomo alias Ludwig Heil aus Luisenthal, die Kinder mit Zaubereien und Spaßen unterhielt.
So ähnlich mag es hier auch im alten .Völklingen an Kirchmess-Tagen zugegangen sein, rund um die Martinskirche, deren Reste jetzt abgedeckt werden mit Sand, Torf und Erde, um sie vor Kälte und Nässe zu schützen. „Wir sind froh, das Denkmal auch im übertragenen Sinn einigermaßen ,im Trockenen‘ zu haben“, sagte Ganster. „Der Verein ist von ursprünglich zwölf auf über dreißig Mitglieder gewachsen, und wir hoffen, dass die Völklinger sich weiter so für ihre „Geburtsurkunde‘ engagieren wie bisher.“
Weitere Informationen bei der Bürgerinitiative Alter Brühl e.V., Poststraße 46, 66 333 Völklingen. (0 68 98) 22 77 4. Internet: (hier)*

* geändert, da Adresse veraltet.

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