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1200 Jahre Völklingen | 7. Februar 1962: Das Grubenunglück von Luisenthal : Völklingen im Wandel
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1200 Jahre Völklingen | 7. Februar 1962: Das Grubenunglück von Luisenthal

#Völklingen/#1200JahreVölklingen. Vor genau 60 Jahren: Ein nasskalter Februar-Tag, der 7. Februar 1962, sollte als „schwarzer Tag für den Bergbau im Saarland“ in die Geschichte eingehen: Eine Schlagwetter-Explosion nahm 299 Menschen das Leben.



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Das im Völklinger Stadtteil Luisenthal gelegene Kohlebergwerk besteht seit den frühen 1800er. Zunächst wurde Flamm-, später Fettkohle abgebaut. Hauptförderschächte waren die Anlagen Richard I und Richard II in Luisenthal. Zum Grubenverbund gehörte auch das Alsbachfeld unterhalb des Saarbrücker Stadtteils Burbach mit dem dortigen Alsbachschacht.

Die Grube Luisenthal galt seit jeher wegen der hohen Grubengaskonzentration in den Flözen als sehr anfällig für Schlagwetter-Explosionen. Von 1904 bis 1954 kam es in der Grube zu 20 Bränden und Explosionen. 1941 kamen bei einer Explosion 41 Bergleute ums Leben.

Das Unglück

Die letzten Unglücke durch dieses Grubengas in Luisenthal oder auch in Maybach lagen bereits 20 bzw. 30 Jahre zurück, man hatte das Problem also Mittlerweile viel besser im Griff. Modernste Technik kam dazu in Luisenthal zum Einsatz, dazu kam Personal wie Vorfahrer, Laboranten oder Wettersteiger, das für die Überwachung der Gasentwicklung zuständig war.

Am Abend des 6. Februars fiel gegen 23:40 für etwa eine Stunde eine dieser modernen Methangas-Absauganlagen aus. Jedoch konnten Wettersteiger schnell wieder Entwarnung geben, nachdem die Anlage wieder lief.

Doch gegen 7:45 Uhr kam es im Alsbachfeld in einer Teufe von mehr als 600 Metern zu einer Explosion, welche unter anderem den Schachtdeckel des Alsbachschachts in die Luft hob, so dass dieser sich im Fördergerüst verkeilte. Es geschah also aus sprichwörtlich heiterem Himmel: Wie ein Augenzeuge, Fahrsteiger Peters, berichtet, war beim Öffnen der Eingangstüre zum Alsbachschacht ein dumpfer Schlag zu hören. Als er sich umdrehte sah er aus dem Diffusor des Ventilators Schmutzablagerungen herausspritzen, die etwa 20 Meter hoch flogen. Etwa 30 Sekunden später folgte schwarzer Rauch, der fast 25 Minuten angehalten haben soll. In der Schachthalle sah er, dass der östliche Schachtdeckel etwa 6m über die Rasenhängebank hochgeflogen war, und sich in der Verstrebung des Schachtgerüstes verklemmte.

Dieser Mann sah das obere Ende der Detonationswelle, die in Sekunden das ganze Alsbachfeld durchlief und Tod und Zerstörung mit sich brachte. Bis zu 100m lange Strebe brachen ein, eiserne Wettertüren wurden aus der Verankerung gerissen und weg geschleudert. Menschen hatten in diesen Inferno kaum eine Chance, 61 der 411 dort arbeitenden Männer verließen die Grube unverletzt, 73 erlitten Verletzungen, die sie teilweise ihr Leben lang zeichneten. Fast 300 Bergleute ließen ihr Leben, wobei etwa ein Dutzend erst später in Krankenhäusern verstarb.

Im Querschlag 221 konnten 4 tote Zeugen gefunden werden, die offensichtlich in Todesangst vor etwas geflohen waren. Dabei handelte es sich wohl um Methangas, das sich über ihren Köpfen entzündet hatte bevor es zur Explosion kam, von hier nahm die Katastrophe ihren Lauf. Flammen, Druckwellen und hochgiftige Nachschwaden brachten Tod und Verderben.

Selbst Bergleute die in größerer Entfernung vom Explosionsort arbeiteten wurden von der Druckwelle meterweit durch die Gänge geschleudert. 99 Bergleute kostete hochgiftiges Kohlenmonoxid das Leben, obwohl viele von ihnen ihren Selbstretter, der sie vor dieser Vergiftung schützen sollte, sogar noch trugen.

Hatten Angehörige und Freunde der Bergleute zunächst noch Hoffnung, so wich diese nach langen 36 Stunden bis das ganze Ausmaß der Katastrophe bekannt wurde. Nachdem kurz nach dem Unglück von etwa 11 Toten die Rede war, so wuchs die Opferzahl binnen 24 Stunden auf 240. Für die Familie vor den Toren des Bergwerks wurde die Zeit zur unerträglichen Tortur. Nachdem am 7. Februar nur die Verletzten die in Krankenhäuser gebracht wurden verlesen wurden, sodauerte es bis 10:40 am nächsten Tag, bis die Angehörigen der Toten Gewissheit bekamen: Die Namenslisten der Toten mussten in mehrfacher Ausführung ausgehängt werden. Es dauerte noch mehr als drei Wochen bis diese sog. „schwarzen Listen“ komplett waren. 222 Frauen und 354 minderjährige Kinder wussten damit, dass Ihr Ehemann und Vater nie wieder kommen wird.

Diesen Bericht, orientiert an einem Artikel in der 4. Ausgabe 2011 der Zeitschrift „saargeschichte|n“, möchte ich mit den Worten Paul Burgards (Autor dieses Artikels) beenden:
Luisenthal ist nicht „nur“ die Geschichte eines entsetzlichen untertägigen Unglückfalls. Es ist auch die Geschichte von bergmännischer Kameradschaft und bedingungslosem Einsatzwillen, von gesellschaftlicher Hilfsbereitschaft und Solidarität, von juristischer und sozialer Aufarbeitung sowie – last, not least – von der überragenden politischen und kulturellen Bedeutung die der Bergbau für unsere Region besaß. Im Jahr 2012 werden bergmännische Kultur und Lebenswelt hierzulande endgültig zur Geschichte gehören. Auch deswegen ist es überaus sinnvoll, die Erinnerung an die Opfer dieser größten saarländischen Bergbaukatastrophe wach zu halten.

Red.


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